Ein Jagderlebnis in der udmurtischen Taiga

Автор:Franke Ingo

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Es ist der 27. September 2017. Die Tür des Schlafraumes wurde geöffnet eine fordernde aber herzliche Stimme ertönte «Morgen aufstehen». Es war Sergej der Jagddirektor, der mich weckte. Es ist 4.00 Uhr noch dunkel und ziemlich frisch.

Rein in die Jagdkleidung, schnell einen kleinen Imbiss und eine Tasse Tee, dann fuhren wir mit dem UAZ einem russischen Geländewagen ins Revier. Unser Ziel war ein Stand vom Vorabend, wo wir auf einen einwechselnden Elchbullen warteten. Noch in der Dunkelheit angekommen suchten wir einen Stand zwischen einer Wiese und einem Jungwuchs aus Fichten und Birken auf. Nach einer kurzen Wartezeit fing mein Pirschführer Nikolaj mit dem locken des Elches an. Als das Rufen mehrere strophenlang unbeantwortet blieb haben wir den Stand verlassen und sind zum Fahrzeug zurück. Dort angekommen fuhren wir sofort ins nächste Jagdgebiet. Nach ca. 15 Minuten sind wir vom Feldweg abgebogen und auf einen abgeernteten Getreideschlag gefahren. Auf einem Hügel stoppte Nikolaj das Fahrzeug und gestikulierte, ich soll sitzenbleiben und er will in Richtung Wald pirschen um dort zu verhören ob sich Elche in der Nähe aufhalten. Nach zehn Minuten kam er eilig zum Auto zurück, öffnete die Tür und sagte „Bulle“ dabei wies er mit der Hand in Richtung Wald. Schnell aussteigen dann den Zielstock gepackt die Waffe aus dem Futteral und ab ging es über den Stoppelacker in Richtung Wald. Die aufgehende Sonne schickte Ihre Strahlen durch die Wolkenlücken und färbte die Stoppeln goldgelb. Da, plötzlich die Antwort auf Nikolajs locken. Ein Elchbulle meldete sich aus einem noch über hundert Meter entfernten Erlenbruch. Bei einem Blick durchs Zielfernrohr sah ich einen schwarzen Wildkörper der sofort wieder zwischen mannshohem Gras und Weidensträucher verschwand. Die Zeit nutzten wir um uns so leise wie möglich dem Erlenbruch zu nähern. Den Stand eingenommen den Zielstock in den Boden geschoben die Waffe angestrichen. Nikolaj begann sofort den Elch zu locken, der zögerte nicht und antwortete gleich. Mal lauter mal leiser je nachdem wie er sein Haupt hielt. Als nach mehrmaligen Rufen der Elch nicht näher kam und sich auch nicht zeigte, öffnete mein Pirschführer Nikolaj seine Trickkiste. Er kniete sich nieder und senkte seinen Kopf Richtung Boden und begann zu locken. So imitierte er die liegende, brunftige Elchkuh. Dann stand er auf und bot mir seine Schulter als Stütze an. Da ich die ganze Zeit im Anschlag stand und durchs Zielfernrohr in die Richtung schaute aus der wir den Elch erwarteten, sah ich plötzlich den anwechselnden Bullen der sich durch die dichtstehenden Erlen schob und sich mit wankendem Haupt und antwortender Stimme uns näherte. In seinem Troll zog er spitz auf uns zu. Dann verhoffte der Bulle auf einer Entfernung von 80 Meter. Meine Gedanken waren sofort bei den einweisenden Worten von Jagddirektor Sergej. Der da sagte „Wenn der Elch spitz auf uns zu zieht und verhofft, wechselt er danach seine Richtung“. Der Gedanke war kaum zu Ende da wendete sich der Bulle nach rechts das Fadenkreuz vom Zielfernrohr hinters Blatt, dann ließ ich sofort fliegen. Der Elch quittierte den Schuss durch ein Zucken im Wildkörper. Der Einschlag des Geschosses war durch eine kleine Wolke aus feinen Wassertropfen sichtbar. Er wendete sich dann um 180° und zeigte mir seine rechte Seite. Schnell nochmal repetiert und den zweiten Schuss angetragen. Auch hier konnte man deutlich den Einschlag des Geschosses durch eine kleine Wolke die sich auf seiner Kammer befand erkennen. Der Bulle flüchtete mit niedriger Haltung in Richtung Sumpf. Nach ein paar Gängen des schon wankenden Elches hörte ich es prasseln und plätschern, gleich darauf die Worte meines Pirschführers „Elch kaputt „. Die Sonne stand jetzt schon höher am Himmel, es war inzwischen 7.15 Uhr (Ortszeit) geworden als wir uns aufmachten in Richtung der zuletzt gehörten Geräusche zu pirschen. Dazu mussten wir ein Stück sumpfiges Gelände durchqueren. Immer darauf achtend festen Boden unter den Füßen zu ertasten und aufpassen das das Wasser nicht von oben in die Stiefel läuft. Der aufkommende Wind säuselte in den Blättern der Erlen, Birken und Weiden. Das über mannshohe Gras wedelte und dunkele Wolken zogen auf. Dieses Schauspiel der urigen Landschaft begleitete den Elchbullen in seinen letzten Atemzügen. Am Anschuss angelangt folgten wir der Fluchtfährte noch ca. 20 Meter und standen dann vor dem erlegten Elch, der in einem kleinen, wassergefüllten Sumpfloch lag. Ein guter europäischer Schaufelelch der da vor uns lag und sein mächtiges Geweih präsentierte. Nikolaj beglückwünschte mich mit einem Waidmannsheil. In den Armen liegend bedankte ich mich für die professionelle Führung. Wir verharrten ein wenig, dann ging Nikolaj in Richtung Auto um mit dem Handy den Jagddirektor Sergej und das Team von Udmurtohota über den Jagderfolg zu informieren. Während dessen räumte ich ein paar abgebrochene Stangen zur Seite, damit das Bergen etwas leichter voran gehen sollte. Nach kurzer Zeit fuhren wir in das Jagdcamp, tranken eine Tasse Tee und warteten auf das Team. Gemeinsam ging die Fahrt zurück ins Jagdgebiet und wir begannen mit der Elchbergung. Unter Einsatz der Technik mit Seilwinde und Muskelkraft der Mitarbeiter wurde der Elch aufs trockene befördert und anschließend in grobe Teile zerlegt. Als das Wildbret im Transporter verstaut war, fuhren wir zurück ins Camp. Die Arbeiten nach dem Schuss wurden auf Foto und Video festgehalten.

Nachbetrachtung :

Auch diesmal war es ein unvergessliches Erlebnis bei der Rufjagd auf Elch in der Taiga Udmurtiens. Hiermit bedanke ich mich bei meinem Pirschführer Nikolaj für das unvergessliche Jagderlebnis, sowie beim Jagddirektor Sergej und dem Team. Ein herzliches Dankeschön geht an Macha, die uns wieder mal hervorragend verköstigte und die stets an unserer Seite stand wenn es ums übersetzen ging. Ein Dank auch an meinen Jagdbegleiter Uwe ,der dieses Erlebnis auf Foto und Video festgehalten hat. Danke für die gemütlichen Stunden mit den Freunden im Camp.


Ein Dankeschön an RUSSIA TOURS für die Organisation der Jagdreise.


Ingo Franke, Luisenthal, den 05.10.2017

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