Erinnerungen an die Wolfsjagd

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Erinnerungen an die Wolfsjagd

Der erste frische Schnee hat schon Wälder und Felder in Udmurtien bedeckt, bald kommt der Winter und damit kommen auch die Winterjagden. Bis zum Neujahr machen die Berufsjäger regelmäßig Drückjagden auf Elch- und Schwarzwild, im Januar und Februar konzentriert man sich schon auf den Wölfen.

Während für die Einheimischen die Regulierung der Wolfsbestände eher eine notwendige Aufgabe ist, ist diese Jagd für unsere ausländischen Jagdgäste ein echtes Abenteuer und eine neue Jagdart, die ihnen nur in Russland zugänglich ist. Deshalb warten wir in Februar auf Jäger aus dem Ausland: für uns ist es eine große Hilfe bei der Durchführung dieser komplizierten Jagd (nicht nur Wölfe erlegen, sondern auch nach Spuren suchen, umlappen, nach der Jagd die Lappen zusammenrollen), für sie – ersehnte Trophäen und unvergessliche Emotionen von der Jagd im russischen Winterwald.

Kurz vor der neuen Saison erinnern wir uns an die Ergebnisse der letzten Lappjagd im Februar 2022: in 2 Wochen waren in unserem Revier 4 Jäger aus Bulgarien, Ungarn, Deutschland und Österreich. Es wurden 3 Wölfe erlegt – kein 100%-Ergebnis, aber doch sehr gut.

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Die Jagd auf Wolf lässt jedes Mal starke Erlebnisse und prägt sich im Gedächtnis ein. Wilfried Hueber, der jagdlich viel unterwegs ist und auch in Udmurtien 2020 auf Wolf gejagt hat, hat sogar eine kleine Erzählung von dieser Reise geschrieben. Wir schlagen Ihnen einen Auszug daraus vor:

"… Der erste Jagdtag war ohne Wolfsichtung unsererseits vorüber. Aber es blieben noch drei Jagdtage Zeit für uns. Ich schlief wieder rasch ein und schon klingelte mein Handywecker. Alles wie gehabt - nach dem Frühstück in die warmen Sachen, darüber die Tarnbekleidung und ab ins UAZ Richtung Jagdgebiet. Sogar durch das Dorf "Kopki" war keine Menschenseele zu sehen, vielleicht, weil Sonntag war. Es schneite leicht wie am Vortag und die Temperatur war auch ungefähr gleich. Die drei LKW begegneten uns wieder und auch sonst alles wie am Vortag. Ich habe im Waldcamp einige kurze Bretter, Nagel und Hammer entdeckt, wovon ich eines abschnitt und mit einem Teil von einem Baumwipfel zusammennagelte zu einem T um darauf zu sitzen, wenn wir wieder angestellt wurden. Die Jagdhelfer zogen auf ihren Schiern wieder los und schon bald kam Andrej zurück. Sie hatten die Spuren gefunden und es sollte losgehen. Zwei der Wölfe waren durch die Lappen gegangen im wahrsten Sinn des Wortes. Diesmal wurden uns weiter oberhalb Standplätze zugewiesen aber sonst alles wie am Vortag. Ich hatte diesmal die bessere Sicht auf eine relativ freie Fläche. Es war eine freie Fläche im Fichtenwald - keine Büsche wie gestern. Jetzt hieß es wieder warten. Meine selbstgebaute Sitzgelegenheit erwies sich als sehr vorteilhaft. Für den Rücken ein wesentlich entspannteres Warten, die Zeit verging. Vom Schneemobil hinter mir vernahm ich ein leichtes Schnarchen, wenn ich es richtig interpretiert habe. Die Rufe kamen tatsächlich näher, jetzt hörte ich hinter mir Vladimir herbeikommen. Achtung meinte er und deutete mir mit erhobenen Zeigefinger, doch die Treiber scheinen in Richtung von Micha zu ziehen und wurden wieder leiser. Da tauchte zwischen zwei Fichten ein Wolfskopf auf und versuchte die freie Fläche im eiligen Tempo bei hohem Schnee zu überqueren. Ich zog die Flinte in Anschlag dachte noch kurz, sicher 40 Meter, dann lies ich es krachen. Der Wolf stieß einen markerschütternden Schrei aus aber nicht vor Schmerz, sondern ein Zornesschrei. Blickte in meine Richtung und wollte mich annehmen. Er stürzte so schnell es ging im Schnee auf mich zu, dabei musste er durch eine Mulde mit noch tieferem Schnee und kam ca. 15Meter vor mir wieder hoch. Jetzt zielte ich auf seine Brust und schoss meine letzte Patrone aus dem Lauf. Es hat den Wolf nach hinten geworfen und er kroch noch mit letzter Kraft hinter eine Wurzel einer großen Fichte. Vladimir steckte mir noch zwei Patronen zu und sagte Schießen. Ich lud nach und schoss noch zweimal, aber der Wolf lag, gedeckt hinter der Wurzel und so konnte ich ihn nicht sofort erlösen. Aber er war schon tödlich getroffen, davon war ich überzeugt. Vladimir steckte mir zwei weitere Patronen entgegen, ich lud abermals und wir warteten. Ich wollte in die Absperrung rein um alles klar zu machen, doch Vladimir verweigerte mir den Zutritt in die Lappen. Jetzt schüttelte er mir die Hand und sagte immer wieder „S polem, polem" was, wie ich annahm und später erfuhr, Weidmannsheil auf Russisch hieß. Nach kurzer Zeit stapften die tapferen Jagdgehilfen mit ihren Schiern daher. Sergej der Bruder von Andrej hatte einen Revolver dabei und mit diesen in der Hand ging er näher an den Wolf heran. Wir konnten ihn von unserem Platz aus nicht sehen. Sergej zog den Wolf an den Läufen unter dem Baum hervor. Micha war auch mit Sergej angekommen und wünschte mir herzlich Weidmannsheil. Micha und Vladimir machten noch einige Fotos von mir und dem Wolf. Jetzt wurde alles, inclusive des Wolfes zusammengepackt und ins Camp gebracht und natürlich ein Wodka darauf getrunken. Nach einem verspäten Mittagessen im Waldcamp und einigen Gläsern Wodka wurden wir neu angestellt und das Warten und hoffen ging weiter. Es geschah aber was die Wölfe betraf nichts Erwähnenswertes mehr an diesem Tag. Am Abend wurde der Wolf gebührlich totgetrunken. Dabei erfuhren wir von Mascha das es zwei verschiedene Arten von Weidmannsheil auf Russisch gibt. Das mir bekannte S polem ist nach der Jagd und vorher sagt man Ni pucha, ni pera..." 

(c) Wilfried Hueber "Jagdpassion eines Tirolers. Lappjagd auf Wölfe", Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand, Norderstedt

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Mehr Atmosphäre dieser Jagd in unseren Videos: Winterjagd auf Wolf 2022 (Film 1) und Winterjagd auf Wolf 2022 (Film 2)

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